Label 'Cafészemmeren' (EL.19.2.18)

Das Projekt „Label Cafészëmmeren“ ist ein gemeinsames Projekt der LEADER Regionen Éislek und Atert-Wark. Da das Budget der interterritorialen Zusammenarbeit in beiden Regionen ausgeschöpft ist, wird das Projekt im Rahmen der regionalen Projekte eingereicht. LEADER Éislek übernimmt die Rolle der „Lead-Region“, da der Projektträger in dieser Region angesiedelt ist.

LEADER Éislek EL.19.2.18

LEADER Atert-Wark AW.19.2.28

Bezug zur regionalen Entwicklungsstrategie

Für die LEADER Region Atert-Wark ist dieses Projekt in das Handlungsfeld D „sozialer Zusammenhalt“, Handlungsmaßnahme D1. „Aufbau neuartiger sozialer Dienste“ einzugliedern. Die Projektidee war in der LEADER-Strategie schon als mögliches inter-regionales Projekt erwähnt.

In der Entwicklungsstrategie „typesch Éislek“ wurde im Handlungsfeld „soziale Inklusion“ festgehalten, dass eines der aufgelisteten Ziele ist, eine Sensibilisierung der vorhandenen Dienstleistungen anzustreben und neue Dienstleistungen aufzubauen. Des Weiteren soll eine bessere Analyse die Bedürfnisse diverser Zielgruppen erforschen. Ebenso wurde festgehalten, die aktuelle Wohnsituation mit der Schaffung eines Qualitätssiegels zu verbessern. Dieses würde den Verantwortlichen erlauben, die Gemeindevertreter zu beraten und Initiativen im Wohnbereich anzuregen.

Das vorliegende Projekt fügt sich somit in beide Entwicklungsstrategien ein.


Ausgangssituation

Die Lage am luxemburgischen Wohnungsmarkt im Bereich der finanzierbaren Wohnungen ist derzeit äußerst angespannt. Es wird für Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen fast unmöglich finanzierbaren Wohnraum zu finden. Dies trägt maßgeblich zu einer Verschlechterung der Lebensqualität bei, ist aber auch einer der Faktoren, der dazu beiträgt, dass die Anzahl der sogenannten „working poor“ in Luxemburg wächst, da die Kosten für das Wohnen besonders bei niedrigem Einkommen zwischen 35 – 60 % des Gesamteinkommens verschlingen.

Diese angespannte Situation beeinflusst auch die Lage auf dem sogenannten niederschwelligen Wohnraummarkt, also die Hotel- und Kneipenzimmer, die auf Wochen- oder auch Monatsbasis vermietet werden. Nicht alle Eigentümer dieser prekären Wohnmöglichkeiten bieten Wohnraum an, der den Mindeststandards an Sauberkeit, Sicherheit und menschlicher Würde entspricht. Es gibt augenblicklich nicht wenige sogenannte „Schlafhändler“, die nicht adaptierten Wohnraum zu überteuerten Preisen anbieten. Es geht vorrangig darum, die Anbieter zu fördern, die angemessenen Wohnraum in diesem Bereich anbieten und die rein profitorientierten Schlafraumvermittler zu stigmatisieren.

Ziele

Die auf dem Gebiet der Leader-Regionen vermieteten möblierten Zimmer sollen besichtigt und kontrolliert werden, ob sie allen gesetzlichen Vorgaben für Sicherheit, Mietrecht und Hygiene entsprechen. Gleichzeitig soll eine Datenerhebung durchgeführt werden über Anzahl der Zimmer und Mietpreishöhe. Dabei können sowohl fiktive Adressen als auch Überbelegung der Zimmer aufgedeckt werden.

Ziel dieses Projektes ist es, in den Gemeinden der Leader-Regionen Éislek und Atert-Wark, ein Label für niederschwelligen Wohnraum zu erstellen.

Die aus dem Projekt entstehende Dokumentation soll es den Benutzern auf einfache Weise und auf einen Blick erlauben, die Preis-Leistungs-Verhältnisse der einzelnen Anbieter vergleichen zu können. Anbieter, welche nicht in diese Angebotsdokumentation aufgenommen werden, erfüllen die Minimalkriterien nicht und sind demgemäß nicht weiter zu vermitteln.

Zielpublikum

  • Menschen auf Wohnungssuche
  • Sozialarbeiter
  • Soziale Institutionen
  • Gemeinden
  • Polizei und CGDIS



Maßnahmenbeschreibung / Projektinhalt

Mit folgenden Maßnahmen sollen die weiter oben beschriebenen Ziele erreicht werden:

Definition: was macht angemessenen Wohnraum im niederschwelligen Bereich aus? Wieviel Platz muss zur Verfügung stehen? Was sind die minimalen sanitären Anforderungen?

  • Erstellung von möglichst objektiven Bewertungskriterien und eines Beurteilungsrasters für möblierte Zimmer
  • Schaffung einer oder mehrerer Kommission(en) "möblierte Zimmer" in welchen Repräsentanten u.a. der jeweiligen Gemeinde, Sanitärinspektion, CGDIS und Polizei vertreten sein sollen
  • Inspektion der Zimmer nach Beurteilungsraster
  • Beratung der Anbieter während der Vergabeprozedur des Labels
  • Anregung baulicher Maßnahmen und Verbesserungen der sicherheitstechnischen und sanitären Verhältnisse
  • Kartographie aller möblierten Zimmer, die auf dem Gebiet der zwei Leader-Regionen vermietet werden.
  • Vergabe von Punkten/Ranking der Zimmer
  • Erstellung eines Handbuchs/Liste mit den Anbietern, welche den Beurteilungskriterien entsprechen.

Die Umsetzung des Projektes erfolgt in drei Phasen:

Phase 1: Erstellung der Bewertungskriterien inklusive der Definition der Mindestanforderungen im Bereich des niederschwelligen Wohnens. Ausgehend von der Definition und den Kriterien kann so ein Bewertungsraster erstellt werden, welches eine objektive Bewertung der einzelnen Wohnangebote ermöglicht.

Phase 2: Erstellung der Kartographie der betreffenden Wohnmöglichkeiten nach Region/Gemeinde. Es kann durchaus so geregelt sein, dass zuerst eine gesamte Region erfasst wird mit den verschiedenen niederschwelligen Wohnangeboten. Danach werden die zu kontrollierenden Objekte nach Prioritäten eingeteilt, die fragwürdigen Objekte werden prioritär kontrolliert.

Phase 3: zwischen Phase 1 und 3 sollte eine Sensibilisierung der Anbieter möblierter Zimmer stattfinden, das Projekt wird dem potentiellen Zielpublikum erläutert, es werden die Vorzüge des Projektes hervorgehoben. In der Folge können sich zwei Möglichkeiten ergeben:

  1. Der Anbieter unterzieht sich einer freiwilligen Kontrolle und Bewertung. Die Kommission „möblierte Zimmer“ besichtigt auf Einladung des Vermieters das Objekt. Das Objekt wird nach den erstellten Kriterien bewertet und in den Katalog aufgenommen.
  2. Der Anbieter verweigert die freiwillige Teilnahme am Projekt. Es muss jetzt eine Besichtigung in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem jeweiligen Bürgermeister oder seinem Vertreter erfolgen. Das Objekt wird nach den erstellten Kriterien bewertet und in den Katalog aufgenommen.

Anhand der erstellten Dokumentation, die ausschließlich auf objektiven Kriterien beruht, erfolgt eine Sensibilisierung der Gemeindeverantwortlichen im Bereich des niederschwelligen Wohnraumangebotes. Möblierte Zimmer in jedweder Form müssen, um als Wohnsitz und Wohnadresse gelten zu können, den definierten Mindestanforderungen entsprechen, ist dies nicht der Fall, ist eine Anmeldung in der jeweiligen Gemeinde nicht möglich. (Anhang 1: Timing der Projektaktivitäten)

Das Projekt wird geleitet durch eine(n) Projektkoordinator(in) welche(r) 20 Std. /Woche für diese Aufgabe zur Verfügung hat. Die gleiche Person wird weitere 20 Std. in einem Projekt des Leader Éislek und RESONORD arbeiten bei dem das Ziel darin besteht, weitere Wohnmöglichkeiten für Einpersonenhaushalte zu schaffen und Menschen bei der Wohnungssuche zu begleiten, beraten und unterstützen (Anhang 2: Projektbeschreibung).

Um die Qualität des Projektes zu gewährleisten, wird eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der beiden Sozialämtern OS CARE und RESONORD, den beiden LEADER-Gruppen Atert-Wark und Éislek sowie weiteren Partnern (z.B. CNDS, OS Wiltz, Abitatio, Fondation pour l’accès au Logement) regelmäßig (trimestriell) tagen und das Projekt begleiten.

Zusätzlicher Mehrwert des Projektes

Bei dem Zielpublikum des vorliegenden Projektes handelt es sich vorrangig um Menschen, die in prekären Lebenssituationen sind, und die – oft nach einer destabilisierten Lebensphase – auf dem Weg einer sozialen Wiedereingliederung sind. Es handelt sich also um Menschen, die eine soziale Hilfe und Begleitung benötigen, um auch im Wohnbereich wieder eine stabile Situation zu erlangen.

Dabei werden den einzelnen Situationen individuell Rechnung getragen, ein besonderes Augenmerk gilt hier der gleichwertigen Behandlung der Antragsteller unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Glaube oder sonstiger Kriterien.

Durch die Verbesserung und Aufwertung der möblierten Zimmer wird auch Menschen, welche auf den öffentlichen Transport angewiesen sind und somit einen geringeren Radius zur Arbeitssuche haben, eine Möglichkeit geboten, sich langfristig in einer Region anzusiedeln und dann dort auch z.B. den Handwerksbetrieben als ungelernte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Das vorliegende Projekt appelliert auch an die gesellschaftliche Solidarität, es fordert und fördert die Teilhabe der Gesellschaft sich an der Lösung eines gesellschaftlichen Problems - dem Recht auf Wohnen - zu beteiligen. Dies kann einerseits dadurch erfolgen, dass vorhandene möblierte Zimmer über dieses Projekt zielorientiert vermittelt werden können. Andererseits kann die Sensibilisierung der Bevölkerung auch dazu führen, bestehende Missstände aufzudecken und zu beheben beziehungsweise zu eliminieren.

Letztendlich trägt das vorliegende Projekt auch dazu bei, die regionale Identität positiv hervorzuheben durch ein großes soziales Engagement der Region, nur noch menschenwürdiges Wohnen, auch im niederschwelligen Bereich, in der Region zu fördern.

Um bei diesem Projekt auch die ökologische Dimension zu berücksichtigen, wird bei der Ausstattung der Zimmer stark darauf geachtet auf Secondhandmöbel zurück zu greifen. Des Weiteren werden die Bewohner der möblierten Zimmer über das Sozialamt dabei unterstützt, qualitativ hochwertigere und stromsparende elektrischen Haushaltsgeräte zu erwerben.

Projektpartner

OS CARE (Office Social Canton Redange),

Leader-Gruppen Éislek und Atert-Wark,

Gemeinden

Mögliche weitere Partner

CNDS Wunnen,

Abitatio (Fondation pour l’accès au Logement),

Wunnzirkel asbl,

Haus Care (Agence immobilière sociale du Canton Redange),

OS Wiltz und eventuell weitere Sozialämter

Partnerschaft und Lernen am Beispiel

Bereits Ende 2017 gab es einen ersten Projektanlauf mit der Direktion der Polizei, um eine möglichst enge Zusammenarbeit anstreben zu können. Das anfängliche große Engagement auf beiden Seiten, also Sozialarbeiter und Polizei wurde maßgeblich gebremst durch personelle Änderungen im Gefüge der Hierarchie der Polizei. Die bestehenden Kontakte können hier wieder aufgegriffen werden und die Planung mit sowohl den Diensten der Polizei wie auch des CGDIS von Anfang an gemeinschaftlich verwirklicht werden.

Der Austausch mit dem OS Nordstad sowie dem Sozialamt der Stadt Luxemburg soll ermöglichen aus den Erfahrungen der Projekte, die in diesen beiden Gemeinden vor längerer Zeit gestartet wurden, zu lernen und das vorliegende Projekt gegebenenfalls anzupassen.

Weil innerhalb der Leader Region Éislek ein weiteres regionales Sozialamt tätig ist für den Kanton Wiltz, wurde dieses in der Vorbereitungsphase des Projektes ebenfalls kontaktiert. Im Vorfeld wurden somit Gespräche mit dem OS Wiltz geführt, um eine mögliche Partizipation ihrerseits an diesem Projekt zu eruieren. Für das OS Wiltz hat sich aber ein größeres Projekt im Bereich des sozialen Wohnungsbaus in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wiltz ergeben. Aus diesem Grund haben sich die Gesprächspartner darauf geeinigt, dass das OS Wiltz das eigene Projekt auf dem Gebiet der Stadt Wiltz vorantreiben wird und eine enge Kooperation sowie eine ergänzende Zusammenarbeit mit dem vorliegenden Projekt angestrebt wird.

Auch mit der Gemeinde Mertzig, welche in der Leader-Region Atert-Wark aber nicht innerhalb des Zielgebiets des OS CARE liegt, wurde im Vorfeld besprochen, dass auch die Bewohner der Gemeinde Mertzig in das Projekt mit einbezogen werden.

Vernetzung

  • Best practice-Beispiele aufzeigen und besichtigen
  • Ausweitung des Projektes auf andere Regionen
  • Kartographie der konformen Anbieter für ganz Luxemburg erstellen



Innovation

Durch dieses Projekt wird das erste Qualitätslabel für die Vermietung von möblierten Zimmern in den beiden Leader-Regionen entwickelt.

Das Projekt wird dazu beitragen, eine regionale und überregionale Kontrollkommission der möblierten Zimmer zu erstellen. Auf diesem Weg sollen die überhöhten Mieten und die unzumutbaren sanitären Zustände mancher Zimmer beseitigt werden.