Eng nei Platz fir all (EL.19.2.3)
Ausgangssituation
Blicken wir zurück: Der Lehrplan vom April 1964 legte die Leitlinien einer modernen Pädagogik fest. In der Einleitung dieses Dokumentes hieß es: « Ce qui importe d’abord, c’est qu’il [l‘enseignant] ait soin de mettre ses élèves en contact avec le monde et la vie. »
Gemäß diesem Grundgedanken wurde in der Dorfschule von Weiler (Gemeinde Pütscheid) in dieser Richtung während 35 Jahren aktiv gearbeitet. So war es für den damaligen Lehrer Marcel Scheidweiler besonders wichtig, dass die Schüler Einblick, Verständnis und Achtung vor der manuellen Tätigkeit bekommen sollten, indem sie selbst handwerklich aktiv wurden.
Im Jahre 1977 legten die Jungen unter seinem Impuls einen Picknickplatz in Weiler am Ort „beim Bur“ an. Am 18.10.1978 richteten sie mit den Schamottziegeln eines uralten Backofens aus dem früheren Haus Kesseler aus Weiler, einen Backofen an diesem Picknickplatz auf. In der folgenden Woche bereitete die ganze Klasse Brotteig im Klassensaal zu. Die Begeisterung der Jungen und Mädchen war überwältigend, als die braun gebackenen, wohlriechenden und gut schmeckenden Brotlaibe aus dem selbstgebauten Backofen zum Vorschein kamen.
Das Brotbacken hat den Kindern einen Einblick in die Welt des Bäckers gegeben. Sie sahen ein, um ein annehmbares Resultat zu erzielen, müssen Grundregeln beachtet werden. Diese Erfahrung wurde in Schüleraufsätzen festgehalten, die in der Schulzeitung „De Spatz“ veröffentlicht wurden. Die Kinder waren motiviert, eine Gemeinschaftsarbeit über das Brot zusammenzustellen, eine Großbäckerei zu besuchen und über diesen Besuch ebenfalls eine Arbeit zu schreiben.
Die Buben wollten eine Holzhütte um den Ofen in den Bastelstunden und an den freien Nachmittagen bauen. Unter Leitung eines im Ruhestand lebenden Zimmermannes errichteten sie mit den Balken eines abgerissenen Dachstuhls eine hölzerne Backstube. Einige Bauern schenkten ihnen Dachziegel, Bau- und Brennholz. So entstand nach und nach ein Werk, das die Kinder größtenteils selbst vollbrachten und mit dem sie sich verbunden fühlten.
Gebacken wurde in der Weiler Schule zwei- bis dreimal im Jahr bei besonderen Anlässen, z.B. zum Trimester Schluss, beim Besuch der Korrespondenzklasse, vor einer Theateraufführung, bei der das Brot verkauft wurde. Jedes Mal war das Backen ein Erlebnis für die Jungen und Mädchen, das bei ihnen eine große Genugtuung hinterließ. Das Inspektorat, der Gemeinderat sowie die Eltern der Schüler sahen das Brotbacken positiv und hatten keine Einwände gegen diese Tätigkeit. Die Vereinigung der Bäckermeister stellte der Weiler Schule ein Ehrendiplom aus und unterstützte sie auch finanziell.
Als die Weiler Schule sowie alle Schulen der Gemeinde Pütscheid am 15.07.1998 ihre Türen schlossen und die Primärschulkinder zur Gemeinschaftsschule „Park Hosingen“ wechselten, blieb die Weiler „Bakes“ bis 2013 in Betrieb. Jedes Jahr backten 50 bis 70 Kommunionskinder im Rahmen ihrer Vorbereitung zu ihrer ersten heiligen Kommunion zusammen Brot. Diese pädagogisch wertvolle Tätigkeit musste leider eingestellt werden, weil die Last der Dachziegel die hölzernen Backstubenwände auseinanderpressten und Einsturzgefahr drohte.
Nun stand die Frage im Raum. Wie soll es mit der „Weller Bakes“ weitergehen? In einer Gemeinderatssitzung entschieden sich die Gemeinderatsmitglieder das Backhäuschen wieder auf Vordermann zu bringen. Nachdem es der Gemeinde Pütscheid jedoch gelungen war, das Grundstück gegenüber der Gemeinde zu erwerben, wo sich auch die zwei Beachvolleyballfelder befinden, ist die Idee entstanden den Backofen aufzuwerten und gegebenenfalls an einem neuen Standort in ein neues Projekt einzugliedern was im Endeffekt mehr Sinn macht.
Viele frühere Schüler/-innen und Sympathisanten der „Weller Bakes“ begrüßen es, dass dieses Kultur und Gesellschaftsgut aufrechterhalten, wird und dass die Gemeinde Pütscheid gewillt ist diesen Backofen aufzuwerten und neu zu beleben.
Das geschichtliche Gedächtnis einer einmaligen, 35-jährigen Tätigkeit im Luxemburger Lande zu Ehren des Bäckerhandwerks wäre gesichert. Eine Zusammenarbeit mit der „Classe Nature“ der Grundschule „Park Hosingen“, mit allen Vereinen der Gemeinde Pütscheid, den Scouten und den Kommunionkindern der Pfarrei Vianden wäre garantiert.
Seit über 40 Jahren hat die Gemeinde das Grundstück gegenüber dem Rathaus als „Fußballfeld“ sowie Freizeitgelände gepachtet, wo sich aktuell die zwei Beachvolleyballfelder befinden und was 2015 endlich ins Gemeindeeigentum übergegangen ist. Dieses Gelände wurde und wird als Treffpunkt zum Beachvolleyball von den hiesigen Jugendvereinen der ganzen Gemeinde genutzt. Diverse Veranstaltungen werden hier abgehalten sei es ein Beachvolleyballturnier, Zeltfest (Beachparty) sowie Trainingseinheiten für die hiesige Feuerwehr.
Die Gemeindeverantwortlichen haben vor, das ganze Gelände mit einer Gesamtfläche von 92 Ar, das im Flächennutzungsplan der Gemeinde als Fläche für öffentliche Nutzung eingestuft ist, weiter als Freizeitareal zu nutzen. So soll eine Studie erstellt werden, die aufzeigt was gegebenenfalls auf diesem Gelände alles möglich ist. Der Backofen sowie die Beachvolleyballfelder sollen hierbei als Leitprojekte (projet-phare) dienen.
So sollen Ideen anhand von einem Bürgerbeteiligungsprozess zusammengeführt werden, die dann nachhaltig in ein innovatives Projekt umgesetzt werden, das sowohl das Zusammenleben in der Gemeinde fördert, die pädagogischen und historischen Zielsetzungen kombiniert und gleichzeitig eine lebende Begegnungsstätte schafft.
Beschreibung
Das Projekt ist in mehreren Etappen geplant. Ein erster Teil besteht darin, anhand eines partizipativen Prozesses die Jugendlichen und interessierten Bürger der Gemeinde aktiv am Gestaltungsprozess der Begegnungsstätte miteinzubinden. Hier soll das Thema Backofen, Beachvolley und Freizeitareal durchdiskutiert und Lösungsvorschläge ausgearbeitet werden.
Die Gemeindeverantwortlichen haben bereits eine Umsetzungsidee, wollen diese jedoch nicht den Jugendlichen aufbinden.
Das Projekt beinhaltet demnach:
- Aufruf zur Mitgestaltung
- Zusammenkommen und Diskutieren eines Konzeptes
- Ausarbeitung eines Projektes (Konzept und technische Umsetzung)
- Diskussion mit den Gemeindeverantwortlichen und Klärung der Umsetzung
- Festlegung der Verantwortlichkeiten und Zeitplan der reellen Umsetzung.
In einer weiteren Etappe soll dann über das „Titre III“ des Landwirtschaftsministeriums die Umsetzung erfolgen.
Ziele
So wie unter dem Kapitel der Ausgangssituation beschrieben, soll das Projekt das Zusammenleben in der Gemeinde fördern, die pädagogischen und historischen Zielsetzungen kombinieren und gleichzeitig eine lebendige Begegnungsstätte schaffen.
Nach der Umsetzung kann dieser Ort wahrscheinlich touristisch genutzt werden. Eine Verbindung mit den Fahrradwegen als auch mit Wanderwegen die zu oder ab dem „Centre Parc Hosingen“ führen, wird ins Auge gefasst.
Des Weiteren soll dieses Projekt dazu führen das Zusammenleben zu stärken und die soziale Inklusion zu unterstützen. Diese Inklusion kann durch den Backofen „lebendig“ gestalten werden. Das gemeinschaftliche Backen wurde früher in der Dorfgemeinschaft ausgeübt und gelebt. Durch diese Aktivität können neue Synergien entstehen, das sowohl der Gemeinschaft, dem Dorfleben und der Gesundheit zu Gute kommt. Auch die Integration neuer Einwohner in der Gemeinde oder in der Region kann vereinfacht werden. Beim gemeinsamen Backen oder Ausüben des Sports können Sprachbarrieren überwunden werden und neue Freundschaften und Dynamiken entstehen.
Ziel ist es das Projekt für die gesamte Bevölkerung der Region zu öffnen. Auch wenn während der ersten Etappe die Einwohner der Gemeinde Putscheid sensibilisiert werden mitzuwirken, so soll nach Fertigstellung des Projektes die gesamte Bevölkerung der Region davon profitieren können und das sowohl auf sportlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene.
Zielgruppe
Direkte Zielgruppen die am Projekt mitarbeiten:
- Jugendliche, Jugendkommission, Jugendvereine
- Gemeindebürger
- Jugendorganisationen der Gemeinde
- Sportsvereine der Gemeinde
- LEADER Gruppe Éislek
- Moderation und Prozessbegleitung
- Architektenbüro
Indirekte Zielgruppen nach Abschluss des Projektes:
- Bürger und Jugendliche der Gemeinde
- Bürger der Region
- Touristen
Innovationscharakter
Das Projekt kombiniert Kultur, Geschichte und Sport. Durch das Ausarbeiten des Konzeptes anhand eines partizipativen Prozesses kann eine neue Dynamik entstehen und weitere touristische Angebote erstellt werden.
Partner
- Jugendorganisationen der Gemeinde
- Sportsvereine der Gemeinde
- LEADER Gruppe Éislek
- Moderation und Prozessbegleitung
- Architektenbüro